„Das Gift oder das blockierende emotionale Muster der Buddha-Familie ist eine geistesabwesende Qualität statt der einer geistigen Präsenz im weiten Raum. Diese umnebelte Qualität nennt sich traditionell »Unwissenheit« oder auf Tibetisch ma rigpa, was »Nichtgewahrsein« bedeutet. Es kann eine Art Dumpfheit sein, die Sie dazu bringt, die betreffende Person schütteln zu wollen und »Hey, wach auf!« zu sagen. Buddha-Typen bringen keine Aktivitäten in Gang. Ihre Tendenz zur Unbeweglichkeit kann nach außen hin wie Dickköpfigkeit scheinen und wie ein mangelndes Bewusstsein für ihre Umgebung. Buddha-Persönlichkeiten können unsensibel wirken, weil sie nicht beachten, was um sie herum geschieht. Das ist aber keine Abgestumpftheit, sondern ein Mangel an Aufmerksamkeit, weil sie in ihrer eigenen umnebelten Welt gefangen sind. Die Person mag auch keine sonderlich schnelle Auffassungsgabe oder keinen Sinn für Humor haben und Witze erst als Letzter verstehen. Diese Verzögerung ist aber kein Fehlen von Intelligenz, sondern von Geistesgegenwärtigkeit und Gewahrsein.
Buddha-Typen warten eher darauf, dass Dinge von selbst anders werden, aber sie unternehmen nichts, um sie zu verändern. Sie können in eine Art von Mutlosigkeit verfallen; wenn solche Menschen entmutigt werden, kann sie das träge und faul machen. Auch Verleugnung ist Teil dieses Musters: Die Buddha-Persönlichkeit möchte an einen sicheren und geschützten Ort gelangen, in eine für sie stabile Situation. In der Zwischenzeit stellt sie sich taub und stumm – so ähnlich wie eine Schildkröte, die ihren Kopf und alle viere unter den Panzer einzieht, wenn sie sich überwältigt fühlt. Sie ziehen sich total zurück, bleiben in diesem Zustand und warten ab, bis die Gefahr vorbeigeht. Für Menschen mit dem Charakter der Buddha-Familie ist das, was wir als eine Art erstarrten emotionalen Raum ansehen würden, ganz typisch. Sie wollen zum Beispiel nicht wirklich Beziehungen zu anderen eingehen, denn das kostet zu viel Kraft; sie wollen bloß ihren Raum haben. Als meine drei Kinder klein waren, waren sie sehr temperamentvoll und lebhaft. Ich hatte oft das Gefühl, einfach Freiraum zu brauchen. Wenn mir bestimmte Situationen zu anstrengend wurden, klinkte ich mich schlicht aus. Mein Körper war zwar noch da, aber ich war nicht mehr geistig präsent. Meine Kinder zogen dann an mir und sagten: »Erde an Mom! Erde an Mom, bitte kommen!«
Die blockierenden emotionalen Muster der Buddha-Familie reichen von leichter geistiger Umnebelung über Abschweifen, Konzentrationsschwierigkeiten und den Faden verlieren bis zu völliger Dissoziation und Katatonie. Bei der Meditation wäre eine Ablenkung im Stil der Buddha-Familie die völlige Geistesabwesenheit, eine völlige Leere. So könnte etwa eine Buddha-Persönlichkeit plötzlich feststellen, dass sie schon eine halbe Stunde lang auf dem Meditationskissen gesessen hat, aber die ganze Zeit über völlig unbewusst war. Nicht dass sie irgendwie durch Aufregung und von diesem und jenen Gedanken abgelenkt wurde. Die Erfahrung ist mehr, wie sich im Nebel verirrt zu haben. Diese Energie fühlt sich dicht an, fast wie Klaustrophobie.“ (Allione 2018)