Tsültrim Allione übernimmt von Chögyam Trungpa Rinpoche die Möglichkeit, in den Buddhafamilien Perspektiven auf die verschiedensten Lebens- und Erlebenswelten zu nützen. Eine besondere Form des Zugangs zu den Buddhafamilien beschreibt Lama Tsültrim in ihrem Buch über die fünf Dakini-Energien:
„Die Familie des Ausstiegs oder Ausweges beschreibt, wie Sie aus einer Situation herauskommen. Die Art, wie Sie »aussteigen«, kann Ihre Hauptfamilie überdecken oder mit ihr identisch sein. Sie können zwar einer bestimmten Buddha-Familie angehören, aber die Art, wie Sie sich einer Situation entziehen, kann einer anderen Familie, einem anderen blockierenden emotionalen Muster, entsprechen. Es ist so, als würden Sie ein Haus durch den Haupteingang betreten, aber auf dem Weg zurück nach draußen die Küchentür auf der Rückseite des Hauses nehmen. Die Familie des Ausstiegs ist manchmal schwierig zu greifen und nicht so offensichtlich wie Ihre Haupt- oder Ihre Unterfamilie(n).
Hier einige Beispiele für die Ausstiegsfamilie:
Wenn Sie im Stil der Buddha-Familie den Rückzug antreten, wenn Sie verstört oder aufgebracht sind, kann das so aussehen, dass Sie in Ihr Zimmer gehen und mit niemandem reden wollen, nichts essen wollen oder dass Sie sich einfach ausklinken. Vielleicht werden Sie auch depressiv und beginnen, Dinge aufzuschieben. Eine andere Variante für diese Art von Ausstieg wäre es, Dinge einfach zu vergessen oder in Verwirrung zu geraten, wenn Sie mit der Situation konfrontiert werden, aus der Sie sich gern befreien wollen.
Ein für die Vajra-Familie typischer Ausstieg aus einer Situation wäre es, wütend zu werden, in eiskalten Zorn oder glühende Wut zu geraten. Es könnte passieren, dass Sie jemanden anschreien oder ihm eine wütende E-Mail schreiben.
Der Ausstieg im Stil der Ratna-Familie mag so aussehen, dass Sie angeben oder prahlen oder selbstdarstellerische Fotos in die sozialen Netzwerke stellen, um sich stärker zu fühlen. Sie könnten auch auf Einkaufstour gehen und unnütze Sachen kaufen, obwohl Sie überhaupt nichts brauchen und mit dem Frustshoppen nur versuchen, sich wieder ins Lot zu bringen. Eine Ratna-Persönlichkeit könnte sich unangenehmen Situationen auch durch Fressattacken oder Alkoholexzesse entziehen.
Ein Ausstieg auf Padma-Art könnte der Versuch sein, jemanden zu verführen, oder etwas subtiler: der Versuch, einen Freund zum Zuhören zu bewegen und ihn von der eigenen Meinung zu überzeugen. Mit dieser Art des Ausstiegs würden Sie probieren, sich Vergnügen und ein Gefühl von Sicherheit zu verschaffen, die für Sie dann entstehen, wenn Sie jemand anderen magnetisch in Ihr Leben, in die eigene Geschichte hineinziehen können. Ein padmatypischer Ausstieg könnte auch sein, als Ausflucht ein Pornovideo anzuschauen oder zwanghaft auf Partnersuche im Internet zu gehen.
Wenn eine Karma-Persönlichkeit den Ausstieg sucht, stürzt sie sich dazu normalerweise in Arbeit. Das kann bedeuten, dass Sie bis spät abends auf der Arbeit bleiben und keine Pausen machen. Sie könnten aber auch anfangen, das Haus zu putzen, die Küche oder das Büro aufzuräumen. Da Sie verstört oder verärgert sind, arbeiten Sie einfach und verdrängen solche unangenehmen Gefühle. Sie arbeiten immer härter, tun mehr, werden immer schneller und trinken noch einen Kaffee – so lange, bis Sie Abstand vom eigentlichen Auslöser des Gefühls gewonnen haben.
Es kann sein, dass Sie eine Karma-Persönlichkeit sind und auch im Karma-Stil aus einer Situation aussteigen. Sie könnten aber auch eine Padma-Persönlichkeit sein und im Buddha-Stil aussteigen oder einen Ratna-Charakter haben und auf Vajra-Art aussteigen. Jede Kombination der Familien ist möglich. Es ist interessant, über diese Ausstiegsmechanismen nachzudenken. Was machen Sie, um aus Situationen oder Gefühlszuständen herauszukommen, die Ihnen unangenehm sind? Probieren Sie, sich selbst wiederzufinden, wenn wir uns die Familien näher ansehen, und achten Sie auch darauf, auf welche Art Sie »aussteigen«. Ihre Hauptfamilie kann eine komplett andere sein als der Stil, in dem Sie sich aus Situationen herausmanövrieren – beide können aber auch identisch sein.“ (Allione, 2018)