Karmafamilie, Störgefühle

„Das offizielle tibetische Wort für die blockierende Emotion der Karma-Familie ist tadrel, was üblicherweise mit »Eifersucht« übersetzt wird; aber ich verstehe die Karma-Familie so, dass mit der Eifersucht in diesem Fall mehr gemeint ist als Eifersucht in einer Liebesbeziehung. Es spielt auch noch mit hinein, dass man sich selbst mit anderen vergleicht und das Gefühl von Neid hat, das dringende Bedürfnis, »endlich mit den Nachbarn gleichzuziehen«. Wir haben es also mit einer Kombination aus Neid und Ehrgeiz zu tun. Es ist der paranoide Vergleich mit anderen; das Gefühl, dass es vielleicht eine Insidergruppe gibt, und ich gehöre nicht dazu und werde ausgeschlossen. Sie möchten gern Teil dieser Insidergruppe werden, aber diese Gruppe zieht einfach an Ihnen vorbei, und so entsteht die Paranoia, zurückgelassen zu werden.

Wir haben uns von dem Unterscheidungsvermögen der Padma-Familie weiterbewegt zur Aktivität, zum Handeln der Karma-Familie. Das blockierende Muster dieser Familie bringt uns dazu, uns ständig mit irgendetwas zu beschäftigen, damit wir nicht den inneren Raum und die Emotionen spüren, die sich bemerkbar machen, wenn wir einen Gang zurückschalten. Es gibt auch eine Tendenz in der Karma-Familie, Liebeskummer zu umgehen: Man bleibt lieber ungebunden; denn wenn man sich nicht fest auf jemanden einlässt, sondern einfach weiterzieht, macht man automatisch einen Bogen um den Schmerz, der dazugehört, wenn man sich bindet. Durch die pausenlose Beschäftigung spürt man keine Enttäuschung oder Einsamkeit. Karma-Menschen arbeiten ständig an irgendetwas, auch im Urlaub. Im Urlaub fühlen sie sich dazu angehalten, für Spaß zu sorgen und alle Beteiligten zu organisieren; bei der Karma-Person muss auch im Urlaub alles nach Plan laufen. Wenn wir in der Karma-Energie sind, müssen wir alles und jeden wie wild organisieren.

Karma-Persönlichkeiten tendieren zu Impulsivität, dazu, Risiken einzugehen und – auch im Wortsinn – Gas zu geben; sie preschen voran, ohne sorgfältig auf die Gefahren zu achten. Dabei haben sie die ganze Zeit Angst, bei all ihren Plänen den Überblick zu verlieren, an Boden zu verlieren, und deshalb legen sie großen Wert auf Kontrolle und Überwachung. Als Karma-Menschen müssen wir mit einem Gefühl von Eile und Zwang alle Ergebnisse kontrollieren.

Die Karma-Familie hat damit zu tun, das eigene Terrain zu verteidigen und aufzupassen, was die anderen machen, damit sie im Wettbewerb mithalten können. Das kann man besonders deutlich in der Technologiebranche sehen.“ (Allione 2018)

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