MBSR steht für „Mindfulness-Based Stress Reduction“. „Entwickelt und verbreitet wurde MBSR vom Molekularbiologen Dr. Jon Kabat- Zinn (geb. 1944), der 1979 damit begann, an der University of Massachusetts, Medical School (USA), ein sog. „Stress Reduction and Relaxation Program“ aufzubauen. Einige Jahre spater gab er diesem Schulungsmodell einen neuen Namen: „Mindfulness-Based Stress Reduction“. 1990 veroffentlichte er das Buch Full Catastrophe Living, in dem er die Inhalte von MBSR detailliert darstellte. […]Was den Begriff „Stress“ in MBSR angeht, war dieser von vornherein als Ubersetzung des Wortes duḥkha (Skr.; Pāli: dukkha) gemeint, eine Ubersetzung, die im angloamerikanischen Raum durchaus verbreitet ist. Duḥkha, im Buddhismus ein Sammelbegriff fur alle – grosen wie kleinen – Herausforderungen des Daseins, wird sonst haufig mit „Leid“, „Schmerz“ oder auch „Unzufriedenheit“ wiedergegeben. […]“
Die implizite Struktur des MBSR besteht aus den vier unermesslichen Qualitäten. „Die erste dieser vier ist die Wahrheit vom Leid, die es, so die traditionell buddhistische Herangehensweise, zu verstehen gilt. Verstehen kann man etwas, wenn man sich ihm zuwendet. Im MBSR-Kurs manifestiert sich dies dahingehend, dass die Kursteilnehmer*innen dazu eingeladen werden, sich den Herausforderungen in ihrem Leben und der Übungspraxis achtsam zuzuwenden. Dies ebnet den Weg dafür, Stress und alles, was damit zusammenhangt, zu verstehen, anstatt es zu ignorieren, zu verleugnen, zu verdrängen, zu beschönigen oder zu bekämpfen. Die zweite Wahrheit ist jene von den Ursachen des Leids. Diese sind, wieder klassisch buddhistisch formuliert, das, was es zu verringern und zu überwinden gilt. Kursteilnehmer*innen, die bereit sind, ihre jeweilige Erfahrung, auch wenn sie unangenehm sein mag, zunächst so anzunehmen, wie sie ist, schaffen damit in sich die Voraussetzung, eine tiefere Beziehung mit ihrer Erfahrung einzugehen und somit den Ursachen ihres Leids (jedenfalls teilweise) auf die Spur zu kommen. Im MBSR-Kurs liegt hier meist der Schwerpunkt auf konditionierten und unheilsamen Gedanken-, Emotions- und Handlungsmustern. Uber die konkreten Ubungen der Achtsamkeitspraxis, was der vierten Wahrheit, jener des Weges, entspricht, lernen die Kursteilnehmer*innen zu erkennen, wie veränderlich und flüchtig all diese Impulse sind und dass es möglich ist, den Geist und somit auch das Verhalten in eine bewusst heilsame Ausrichtung zu schulen. Sie erweitern damit den Bezugsrahmen für ihre Erfahrungen und können so allmählich den Weg dafür ebnen, die Ursachen für ihren Stress zu verringern. Inwieweit es gelingt, sich der dritten der vier Wahrheiten anzunähern, jener des Beendens von Leid, hangt natürlich von der Bereitschaft ab, sich der Achtsamkeitspraxis konsequent, tiefgehend und langfristig zu widmen. Dies und die damit einhergehende Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit wird im MBSR-Kurs von Anfang an nachdrücklich betont.“ (Draszczyk 2022)