Padmafamilie, Störgefühle

„Der blockierende Geisteszustand einer Padma-Persönlichkeit ist intensives Verlangen, Wollust und Begierde. Padma-Menschen wünschen sich, durch ihre Anziehungskraft Situationen und Menschen zu manipulieren. Wenn man heutzutage beurteilt, ob jemand attraktiv ist oder nicht, verwendet man gern den Begriff heiß. Das ist ein idealer Ausdruck für die Padma-Familie, deren Element Feuer ist. Wenn Sie sagen, dass jemand »heiß« sei, ist damit sofort auch gemeint, dass er sexy ist. Padmas wollen gerne heiß sein – sie sind auch heiß und können nicht anders –, aber dafür brauchen sie auch die Bestätigung von anderen. Sie wollen einfach verführen, wobei es ihnen nicht auf echte Kommunikation und eine Herzensverbindung ankommt.

Das Bedürfnis, verführerisch zu sein, ist zwanghaft, und die Padma-Person kann frustriert reagieren, wenn ihre übliche Anziehungskraft wirkungslos bleibt. Dann versucht sie trotzdem hartnäckig, das zu bekommen, was sie will. Sie muss den anderen zu sich hinziehen – nicht nur um sich mit ihm sexuell zu vereinigen, sondern auch um das Gefühl zu haben, dass er ihre Weltsicht teilt und das tut, was sie will. Die Padma-Persönlichkeit entwickelt eine übermäßige Achtsamkeit für die Person, die sie für sich gewinnen will. Sie betrachtet ihn oder sie mit sehr differenziertem Blick, damit sie ihn »bekommt« und sich sicher fühlen kann. »Welche Farbe oder Marke mag dieser Mensch wohl? Oh ja, dann werde ich ihm wohl so etwas schenken!« Oder: »Was soll ich nur anziehen, damit es ihr gefällt? Oh, dann ziehe ich das an.«

Padma-Menschen können dazu tendieren, viele Beziehungen anzufangen und schnell wieder zu beenden, nämlich sobald die Anfangsphase der Verführung vorbei ist. Sie haben hauptsächlich Interesse an der Verführung und nicht an der Beziehung. Das Tier, das man mit der Padma-Familie verbindet, ist der Pfau. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen Vogel oder kein anderes Tier, das so deutlich sagt: »Schaut mich an. Bin ich nicht hinreißend?« Bei mir in der Nähe in Colorado gibt es viele wilde Truthähne. Sie sind Pfauen in vielerlei Hinsicht ähnlich, nur ihre Farben sind gedeckter, weil sich ihr Gefieder in den rötlichen und braunen Tönen besser an die Landschaft anpasst. Im Frühling sehe ich oft ein Männchen, wie es mit voll ausgebreiteten Schwanzfedern um eine Gruppe von Weibchen herumtanzt. Wenn die Sonne auf die Truthahnfedern fällt, leuchten alle Farben auf: Schattierungen von Grün, Hellrot, Blau und die Brauntöne, wie wir sie von Truthähnen kennen. Manchmal sind sie mitten auf dem nicht asphaltierten Weg, der hoch nach Tara Mandala führt. Die Weibchen schnattern und gehen auf den Hahn ein, aber der ist ganz in seiner eigenen Welt und tanzt und bewegt sich elegant für sie.

Der Zuni-Stamm unweit von uns in New Mexico hat einen Truthahntanz, bei dem diese Darbietung nachgeahmt wird. Dabei tragen die Männer Truthahnschwanzfedern als Haarschmuck, Fransen über den Augen, Stiefel mit Fransen, türkise Halsketten, Armbinden und Armreifen und dazu rote, gelbe und schwarze Schürzen. Die Frauen tanzen hinter den Männern in Kostümen in gedeckteren Farben. Diese Truthahntänzer verkörpern und tanzen die Energie der Padma-Familie.

Padma-Menschen haben Probleme, den Herausforderungen gerecht zu werden, die tiefe, intime Beziehungen darstellen. Sie fühlen sich abgeschreckt von den wenig glanzvollen Anforderungen, die für wahre Intimität nötig sind, wie etwa dem Umgang mit Kommunikationsproblemen. Sie wollen die Faszination von oberflächlicher Verliebtheit und kurzen Affären. Padma ist die Verkörperung des »Don Juan«-(oder Donna Juanita-) Komplexes. Die Person interessiert sich in erster Linie für die Jagd, für das Anlocken der Beute, angetrieben von der verzehrenden Energie der Leidenschaft. Die Padma-Persönlichkeit ist stolz darauf, eine geschickte Jägerin (oder solch ein Jäger) zu sein, wobei der Mann (oder die Frau) einfach nur die Beute ist. Sie legt nicht wirklich Wert darauf, ihn (oder sie) besser kennenzulernen, als es für ihre eigenen Zwecke nötig ist. Während sie jemanden verführt, ist sie extrem zuvorkommend, sanft und sehr sexy. Sie ist ganz wunderbar und anziehend. Sobald die Verführung aber beendet ist, ist auch die Energie verschwunden; sie geht einfach herzlos zur Tagesordnung über und lässt den Menschen fallen, um den sie sich so leidenschaftlich bemüht hat. Wenn die Leidenschaft verpufft, ist buchstäblich »der Ofen aus«.

Zu den Padma-Typen zählt auch die Casanovapersönlichkeit, jemand, der es liebt und nicht anders kann, als zu verführen, und der nicht in der Lage ist, monogam zu bleiben. Schauen wir uns einmal Paul an, als Beispiel für einen Casanovatypen. Paul ist Fitnesstrainer und arbeitet in einem Fitnessstudio, in dem viele Frauen trainieren. Er verführt eine von ihnen, erklärt ihr seine tiefe, leidenschaftliche Liebe, und schon fällt ihm eine andere ins Auge. Plötzlich stellt er fest, dass er dieser mit intensiver Hingabe nachjagt, wobei er aber zugleich immer noch die erste »liebt«. Das kann manchmal kompliziert werden, aber in einem Job mit ständiger Fluktuation gelingt es ihm, das Muster aufrechtzuerhalten, und er glaubt tatsächlich, dass er alle diese Frauen liebt. Solche Menschen stecken im blockierenden emotionalen Padma-Muster, in der Unfähigkeit, in die Tiefe zu gehen, wobei sie in der Leidenschaft um der Leidenschaft willen gefangen sind.

In Beziehungen fehlt Padma-Menschen oft eine gesunde Abgrenzung. Deshalb kann es sein, dass sie untreu sind und ihre Partner betrügen, viele Beziehungen auf einmal oder eine Beziehung nach der anderen haben. In extremer Ausprägung können sich Padma-Persönlichkeiten sexuell oder emotional schnell auf jemanden einlassen, auch wenn sie ihn nicht besonders gut kennen. Das kann zu einem Anstieg von sexuell übertragbaren Krankheiten und zu Sexsucht führen. Da die meisten Sexsüchtigen, wie auch andere Menschen mit padmatypischen leidbringenden Emotionen, Angst davor haben, verlassen zu werden, neigen sie mitunter dazu, an ungesunden Beziehungen festzuhalten. Dann kommen Angst vor Einsamkeit und Gefühle von Leere oder Unvollständigkeit auf, und das einzige »Heilmittel« dagegen ist ein Geliebter (oder ein neuer Geliebter). Dieses Gefühl versuchen Padma-Persönlichkeiten womöglich durch impulsives oder pornografisches Sexualverhalten in den Griff zu bekommen und haben dabei vermutlich auch Gefühle wie Schuld, Einsamkeit und Angst.

Padma-Menschen meinen, wenn sie einfach nur die richtige Person für sich einnehmen könnten, würden sich alle ihre Probleme von selbst lösen. Diese Abhängigkeit von der Dynamik der Verführung, davon, jemanden anzuziehen und dann wieder wegzuschieben, erzeugt allerdings das Bedürfnis, schnell zur nächsten weiterzuziehen, sobald eine Verführung erfolgreich war. Für Personen mit einem blockierenden emotionalen Padma-Muster ist Bindung eine schwierige Angelegenheit. Sie wollen einfach zur nächsten Sache übergehen; sie sind nicht mehr wirklich interessiert. Sie verzehren den anderen gewissermaßen, genau wie Feuer seinen Brennstoff verschlingt, und deswegen brauchen sie immer mehr, sie brauchen immer wieder jemand Neuen. Wenn die Leidenschaft entfacht ist, brennen sie, und dann verbrennen sie darin. Das Feuer macht keinen Unterschied – es verbrennt einfach alles, was ihm in die Quere kommt.

Durch das unkluge Ausleben von Verlangen wurde schon so viel Schaden angerichtet, und es ist sehr viel Schmerz durch Täuschung und Betrug entstanden. Ich denke, dass wir das alle schon einmal selbst erlebt haben oder es jemand anderem angetan haben. Untreue verursacht ein so tiefes Gefühl von Verletzung, weil wir in einer Beziehung unsere Herzen öffnen und unsere grundlegende Verletzlichkeit zeigen. In einer Beziehung gibt es eine Sehnsucht danach, das Gefühl der Trennung zu heilen. Die vermutlich größte menschliche Sehnsucht ist die Sehnsucht nach Liebe, und die kann in einer Beziehung erfüllt werden. Es gibt also eine Kombination aus einem unglaublichen Potenzial an Zufriedenstellung, aber auch an Schaden und Schmerz durch Zurückweisung – was zur Bildung oder Zerstörung von Ehen und Familien führen kann. In einer Beziehung, die unter Padma-Vorzeichen steht, kann es zu allen möglichen positiven und negativen Dingen kommen, bis hin zu Gewalt. Dieses Muster ist von der Hitze der Leidenschaft und der Sexualität gekennzeichnet, wobei die Intensität von der Sehnsucht nach sinnlichem Vergnügen, nach Liebe und Vereinigung verstärkt wird.

Es kann passieren, dass Padma-Personen einfühlsame Intensität missbrauchen, indem sie nach außen hin voller Mitgefühl und Verbundenheit auftreten, während zugleich irgendeine Art von Manipulation im Gange ist oder wenn diese Gefühlsbekundungen keine Substanz haben. Das kann man bei Verkaufspersonal beobachten, das sich bemüht, eine persönliche Beziehung zu Ihnen herzustellen, um Ihnen etwas zu verkaufen. Erst scheint der Verkäufer wirklich ganz begeistert, Sie kennenzulernen, und will alles über Sie und Ihre Familie wissen, aber im Grunde ist das Interesse einzig und allein von dem Wunsch motiviert, Ihnen etwas zu verkaufen. Im äußersten Extremfall kann Leidenschaft im Padma-Stil obsessiv werden und in so etwas wie Stalking enden. Da Stalker glauben, dass ihre Opfer sie lieben und sie ihnen etwas bedeuten, können diese Menschen gewalttätig werden, wenn sie auf ihrer Suche nach Liebe frustriert werden.“ (Allione 2018)

Ähnliche Einträge

Nach oben scrollen