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Ratnafamilie, Störgefühle

„Das blockierende Muster oder Gift bei der Ratna-Familie ist Arroganz, ein Stolz, bei dem auch Unsicherheit im Spiel ist. Sie erzeugt das Bedürfnis, zu konsumieren, einzukaufen, zu essen und zu horten. Um nicht zu enden wie eine Stadtstreicherin, die ihre ganze Habe in Plastiktüten bei sich trägt, bewahrt die Ratna-Persönlichkeit alles auf, und zwar viel von allem. Als Ratna-Person müssen Sie alles mindestens in fünffacher Ausfertigung haben, denn es könnte ja mal etwas passieren. Und sie können sich von nichts trennen, weil man ja nie weiß, was noch kommen könnte: Sie haben akute Angst, dass es nicht genug geben könnte, und das erzeugt einen verzehrenden Hunger. Diesen Hunger erleben sowohl die Ratna-Charaktere selbst als auch die Menschen in ihrem Umfeld, sie haben das Gefühl, dass die Ratna-Person die anderen verzehrt und sehr viel Platz für sich einnimmt. Dabei sind Bedürftigkeit und eine Art von Beharren auf Liebe im Spiel. Oft sind überfürsorgliche Eltern, die in die Privatsphäre ihrer Kinder eingreifen, Ratna-Typen. Diese Menschen versuchen, das Leben der Kinder zu kontrollieren, sie zum Essen zu zwingen, ihre Sozialkontakte zu überwachen, ihr Tagebuch zu lesen und so weiter.

[…]

Ratna-Menschen haben oft Schwierigkeiten im Umgang mit Geld und fühlen sich finanziell immer unsicher. Ratnabezogene Probleme können aus einer Lernschwäche entstehen oder wenn man in Armut aufwächst. Wenn das irgendwie als Schande angesehen wurde, möchte der Betreffende die Situation geheim halten und wird vortäuschen, alles zu haben. Eine ratnatypische Reaktion könnte so aussehen: »Ich bin okay; nein, nicht nur okay, eigentlich bin ich sogar toll. Alles läuft toll. Ich bin im Grunde genommen die Beste, und das, was ich mache, ist besser als das, was die anderen tun.« Die emotional blockierte Ratna-Person kann auch übermäßig großzügig sein und das zur Schau stellen; etwa indem sie jedem in ihrem Team oder in der Klasse ein schön verpacktes Weihnachtsgeschenk macht. Oder sie macht viel zu großzügige Geschenke, aus dem Bedürfnis heraus, als freigiebig und liebenswert angesehen zu werden. Ratna-Persönlichkeiten brauchen es, sich selbst vor Stolz aufzublähen – aus Angst, nicht gut genug zu sein oder nicht genug zu haben. Sie haben das Gefühl, so wie sie sind, nicht gut genug zu sein, deswegen müssen sie sich mit Dingen wie mehr Essen, mehr Trinken, Namedropping oder Konsum aufblähen. In Liebesbeziehungen zeigt sich das als der Wunsch, vom Partner mit vielen Komplimenten und andauernder Bestätigung verehrt zu werden.

Ratnas können kontrollieren, anklagen, selbstversunken und so sehr von sich eingenommen sein, dass ihnen die Bedürfnisse von anderen nicht bewusst werden. Es ist auch möglich, dass sie gar nicht merken, wie sehr sie andere Menschen mit ihrem Verhalten treffen – sie sind stark mit sich selbst beschäftigt und leben in ihrer eigenen Welt. Dabei setzen sie möglicherweise auch vielfältige Strategien ein, um sich selbst auf Kosten von anderen zu schützen. Wenn sie Rückmeldungen zu ihrem Benehmen erhalten, sieht ihre Reaktion so aus, dass sie noch mehr Platz für sich in Anspruch nehmen und ständig Bestätigung brauchen. Mit ihrer Tendenz zur Selbstverherrlichung überdecken sie Gefühle von Scham und Wertlosigkeit. Normalerweise kaschieren sie diese Gefühle anderen gegenüber mit gekünstelter Bescheidenheit. Im unerleuchteten Aspekt kann die Ratna-Person das Bedürfnis haben, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, einen Auftritt hinzulegen, Beifall zu bekommen und Kontrolle zu haben.“ (Allione, 2018)

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