„Absorption bezeichnet in der Psychologie ein Persönlichkeitsmerkmal oder einen Gefühlszustand, der durch eine Offenheit gegenüber emotionalen und kognitiven Veränderungen gekennzeichnet ist. Mit diesem Konstrukt der Absorption kann man etwa Unterschiede in der Hypnotisierbarkeit zwischen Menschen erklären, denn dafür ist erforderlich, sämtliche mentalen Ressourcen auf ein Wahrnehmungsobjekt auszurichten und ablenkende Reize und Einflüsse auszublenden. Das Gefühl der Absorption wird in der Regel mit positiven Emotionen assoziiert, wie etwa dem Genuss von Musik und Kunst, bei denen man völlig in der Betrachtung und Hingabe an das Objekt aufgehen kann. Das Konstrukt taucht auch im Zusammenhang mit intensiven Synästhesien auf, bei der es zu einem Verschwimmen der mentalen Erregungen hinsichtlich der Sinnesqualitäten kommt. Hierin zeigt sich eine Ähnlichkeit mit dem Flow-Erleben.“ (Stangl, 2025).
Absorption in der Meditationsforschung
Piron beschreibt in seiner Arbeit zur Meditationstiefe (Piron 2020) die Absorptionsfähigkeit als das Potenzial, mit intensiven Emotionen auf Erfahrungen zu reagieren bzw. in diesen Erfahrungen Resonanz zu erfahren. Pitons Fragebogen zur Meditationstiefe „beinhaltet vor allem solche Items, die ein intensives emotionales Reagieren bzw. eine besondere Resonanzerfahrung auf schöne Landschaften, Sonnenuntergänge, Weite, Lagerfeuer oder künstlerische Ausdrucksformen wie Gedichte, Bilder oder Musik zum Ausdruck bringen. Weitere Aspekte, die die Absorptionsskala erfasst, sind: Erleben von Synästhetik (die Verbindung, das Zusammenspiel und wechselseitige Beeinflussung von mehreren Sinnesbereichen), erweiterte Wahrnehmungen (z. B. außersinnliche Erfahrungen oder bildhaftes Denken und intuitives Erkennen), Zustände einer selbstvergessenen Versunkenheit, lebhaftes Erinnern und Bewusstseinserweiterung (mystische Bewusstseinserfahrungen wie Einssein). Der Fragebogen bezieht sich also nicht auf einen bestimmten definierten Objekt- oder Erfahrungsbereich, sondern auf ein großes Spektrum von Ereignissen und Erlebnissen. Personen mit hoher Absorptionsfähigkeit sind besonders empfängliche, sensitive und intensiv erlebende Menschen. Sie können sich gut auf eine Erfahrung einlassen und damit verschmelzen.“ (ebd)
Der Eintrag bezieht sich auf Hölzel/Ott 2007. Nach dieser Studie ist die Absorbtionsfähigkeit eine Qualität, die gemeinsam mit der Meditationstiefe die Achtsamkeitspraxis im Alltag beeinflusst. Die Studie lässt den Schluss zu, „dass die Meditationspraxis vor allem über die erlebte Meditationstiefe auf die alltägliche Achtsamkeit wirkt und diese fördert, und dass es Menschen mit höherer Absorptionsfähigkeit leichter fällt, tief zu meditieren. Aber die Autoren geben auch zu bedenken, dass die umgekehrte Wirkrichtung nicht auszuschließen sei. Möglicherweise fördert regelmäßig praktizierte tiefe Meditation auch die Absorptionsfähigkeit, und Achtsamkeit im Alltag beeinflusst wahrscheinlich auch die Meditationstiefe der formellen Übung. Das eine schließt das andere nicht aus.“ (Piron 2020:125)