„Eine der umstrittensten Sekten in Tibet war die Jonang-Schule (tib.: jo.nang.pa), gegründet von dem gelehrten Philosophen Dolpopa Sherab Gyaltshan (tib.: dol.po.pa.shes.rab.rgyal.mtshan) (1292-1361). Die Jonang-Tradition vertrat die einflussreiche Doktrin der „Leere von etwas anderem“ (tib.: gzhan.stong). Diese Ansicht, die aus dem Uttaratantra (tib.: rgyud.bla.ma) von Maitreya abgeleitet ist, besagt, dass die letztendliche Realität zwar leer von jeglichen relativen Makeln ist, aber an sich positiv ist. Die Jonangpas wurden in der Folge von vielen Prāsaṅgika-Gelehrten angegriffen, insbesondere von den Gelugpas zur Zeit des fünften Dalai Lama (1615-1680), und existieren seit dieser Zeit nicht mehr als eigenständige Sekte. Ihre Lehren wurden jedoch von bestimmten Persönlichkeiten innerhalb der Kagyü-, Nyingma- und Sakya-Traditionen, wie Karmapa Rangjung Dorje, Longchenpa und Sakya Chokden, aufrechterhalten und propagiert.“ (Karma Thinley 1980:27)