„Arhat (Skt., der Würdige; Pali, arahant). Jemand, der das Ziel der Erleuchtung oder des Erwachens (bodhi) erlangt hat. Essenziell besteht die Arhatschaft in der Auslöschung der Ausströmungen (asrava) und der Zerstörung der Verunreinigungen (klesa). Der Arhat ist auch frei von den zehn Fesseln (samyojana), und wird beim Tod nicht wiedergeboren. Der Unterschied zwischen einem Arhat und einem *Buddha besteht darin, dass der Buddha die Erleuchtung selbst erlangt, während der Arhat dies tut, indem er den Lehren eines anderen folgt. Es sollte jedoch beachtet werden, dass der Buddha auch ein Arhat ist und häufig als solcher in Anrufungen wie der *Pali-Formel ‚Namo tassa Bhagavato Arahato Sammasambuddhassa‘ (Huldigung an den Herrn, den Würdigen, den vollkommen Erwachten) angesprochen wird. Wie im frühen *Buddhismus gelehrt, erlangt der Arhat genau das gleiche Ziel wie der Buddha. Der *Mahayana-Buddhismus betrachtet die Arhatschaft jedoch als ein dem Ideal der Buddhaschaft unterlegenes Ideal und stellt den Arhat (etwas unfair) als selbstsüchtig mit dem Ziel eines ‚privaten * Nirwana‘ beschäftigt dar. Im Gegensatz dazu wird die Betonung auf das große Mitgefühl (mahakaruna) der Buddhas und *Bodhisattvas gelegt, die sich dem Ziel widmen, alle Wesen zur Erlösung zu führen.“ Keown 2003
Zwei Arten von Arhats, je nachdem, wie sie Bodhichitta entwickeln
Es gibt zwei unterschiedliche Typen von Arhats, also von befreiten Wesen. Es gibt Arhats, die danach strebten, Arhat zu werden, und nachdem sie sich befreit haben, Bodhichitta entwickelt und dann auf dem Bodhisattva-Pfad weiter fortschreiten. Und es gibt die sogenannten „Arhats mit letztendlicher Linie“ – was bedeutet, dass sie Bodhichitta entwickelten und das Ziel haben, ein Buddha zu werden, lange bevor sie auf dem Weg zur Buddhaschaft zum Arhat wurden. Die erste Art Arhats können wir „Bodhisattva Arhats der Hinayana-Art“ nennen. Nachdem sie gestorben sind, setzt sich ihr Geisteskontinuum in einem reinen Bereich fort. Bei den Bodhisattva Arhats mit letztendlicher Linie hingegen kann sich das Geisteskontinuum entweder in einem reinen Bereich fortsetzen oder sie können sich auf unserer gewöhnlichen Ebene der Existenz manifestieren. Reine Bereiche sind, anders als unsere „unreinen“ samsarischen, frei von Leiden. Aber sie sind nicht keine Paradiese, wie sie in anderen Religionen erklärt werden. Es handelt sich vielmehr um Bereiche, wo die Umstände äußerst förderlich für fortgesetzte Dharma-Bestrebungen und Meditationspraxis sind.
Beide Arten befreiter Wesen haben die samsarische Existenz und unkontrollierbar auftretende Wiedergeburten überwunden, aber das heißt nicht notwendigerweise, dass sie nun ihre Wiedergeburten unter Kontrolle hätten; daher ist es insofern nicht die beste Wortwahl, als das Wort „Kontrolle“ sich auf das Wort „beherrschen“ bezieht. Im Grunde ist es so, dass sie nie wieder unter der Macht von störenden Emotionen und Karma wiedergeboren werden.
Arhats in reinen Bereichen
Der Körper eines Arhats besteht aus subtilen Elementen. „Elemente“ im buddhistischen Sinne sind Erde, Wasser, Feuer und Wind; in westlichen Begriffen bedeutet das, dass sie fest, flüssig, gasförmig oder Energie sind. In einem reinen Bereich sind diese subtilen Elemente für die Augen anderer Arhats sichtbar, aber nicht für gewöhnliche Menschen. Eine andere Bezeichnung für diese Art von Körper aus subtilen Elementen lautet „geistiger Körper“. Das bezieht sich aber nicht auf so etwas wie in einem Traum oder Ähnliches; es ist eher wie die Art von Körper, die die Wesen in ätherischen „Bereichen der Form“ haben. Die Arhats werden nicht krank, altern und sterben nicht, und das Leben kann dort ewig währen. Sie können dort in einem Zustand verbleiben, der „das Extrem der Selbstzufriedenheit“ genannt wird, in dem sie ihre Meditation über Leerheit oder andere Themen der vier edlen Wahrheiten fortsetzen, oder aber sie können dort Bodhichitta entwickeln und in einem reinen Bereich weiter fortschreiten, wo sie Mahayana praktizieren und studieren, oder aber sich in unseren gewöhnlichen Bereichen manifestieren.
Diejenigen von uns, die dem Lam-rim, den aufeinanderfolgenden Stufen des Mahayana-Pfades folgen, wollen nicht bloß in einem reinen Land verweilen. Natürlich findet man im Tantra Praktiken für die Übertragung des Bewusstseins in ein reines Land, und als Bodhisattva wäre man dort durch nichts abgelenkt. Es geht nicht darum, sich süßem Nichtstun hinzugeben, sondern 24 Stunden am Tag mit Lernen und Praktizieren verbringen zu können. Als Arhat bzw. Bodhisattva-Arhat kann man das tun, oder man kann sich in der Welt manifestieren und versuchen, anderen zu helfen. Es ist vermutlich eine Frage der persönlichen Veranlagung oder des Temperaments, zu welcher der beiden Alternativen man sich hingezogen fühlt.“ (Study-Buddhism)
„Arhats mit zweifacher Befreiung (gnyis ka’i cha las rnam par grol ba’i dgra bcom pa). Arhats, die sowohl von den leidvollen Verdunklungen (nyon sgrib) als auch von den Verdunklungen zur Absorption (snyoms ‚jug gi sgrib pa) befreit sind.“ Dakpo Tashi Namgyal (2018), Glossar