Mit „Thera“ bezeichneten sich die älteren Schüler des Gautama Buddha. So versammelten sich fünfhundert Theras nach dem Tod des Buddha im ersten Konzil in Vejuvana (Rājagṛiha), etwa 100 Jahre später kam es zu dem zweiten Konzil in Vaiśāli. „Fünfhundert Jahre lang wurden der Dharma und der Vinaya durch tägliches Singen von mehreren Gruppen von Theras, Generation für Generation, bewahrt; daher wird diese früheste buddhistische Tradition als Theravada bezeichnet.“ (Ratnayaka 1985)
In dem zweiten Konzil wurde Unterschieden in den Sichtweisen der Schüler des Buddha Raum gegeben: „Das Zweite Konzil bot denjenigen, die eine andere Sichtweise vertraten, die Möglichkeit, sich zu äußern. Da die letztgenannte Gruppe nicht als Theras bezeichnet werden konnte, beanspruchte sie den Titel sańgha (Gemeinschaft). In den historischen Berichten wurden sie als die Mahāsanghikās bezeichnet. Über einen Zeitraum von zweihundert Jahren entwickelten sich die Mahāsanghikās zum Mahayana-Zweig des Buddhismus.“ (ebd)
Ratnayaka betont, dass es nicht angemessen sei, „Theravada“ und „Hinayana“ gleichzusetzen. Vielmehr habe sich die sich entfaltende Mahayana-Tradition in verschiedene Untergruppen geteilt, die einander nicht immer freundlich gesinnt waren und das Gegenüber eher verächtlich als „Kleines Fahrzeug“ oder Hinayana bezeichneten. Die Theravadins ‚alter Schule‘ hatten sich zu dem Zeitpunkt bereits in Sri Lanka zurückgezogen. Das Ideal des Bodhisattva sei im Theravada sehr wohl zu finden, bei den als ‚Hinayana‘ benannten Lehren hingegen nicht. Ratnayaka beschreibt, wie Bodhisattvas in den Theravada-Lehren beschrieben sind, auf die kritisierten Hinayana-Schulen geht sie nicht weiter ein.
“Der wichtige Punkt hier ist, dass es genauso viele Bodhisattvas wie Buddhas gibt, da nur Bodhisattvas Buddhas werden können. Die Theravadins glauben nicht an viele Inkarnationen desselben Adibuddha oder desselben Höchsten Wesens als verschiedene Buddhas. Jeder Buddha wird vor seiner Erleuchtung ein Bodhisattva genannt. Kurz gesagt, die Theravadins glauben, dass es, da es in der Vergangenheit unzählige Buddhas gab und in der Zukunft unzählige Buddhas geben wird, auch unzählige Bodhisattvas gab, gibt und geben wird. Außerdem kann jeder ein Bodhisattva werden, wenn er bereit ist, die Mühsal auf sich zu nehmen, um die zehn Vollkommenheiten des Bodhisattva-Pfades zu verwirklichen.“ (Ratnayaka 1985)